Fahrangst (Amaxophobie)
9 % der Deutschen leiden unter Fahrangst. Häufig stellt sich diese Angst bei Menschen ein, die selbst an einem Unfall beteiligt waren. Die Angst davor, dass wieder ein Unfall passieren könnte, ist so traumatisch, dass diese Menschen komplett auf das Fahren verzichten. Einige von ihnen steigen selbst als Beifahrer in keinen PKW mehr ein.
Ein anderer Grund für Fahrangst ist, dass Menschen katastrophisieren. Sie malen sich Unfälle in ihrem Geist aus. In diesem Zusammenhang gibt es auch die Angst, andere zu gefährden. Diese Angst kann auch bei Menschen auftreten, die noch nie zuvor einen Unfall hatten.
Unter den Fahrängsten befinden sich auch viele Menschen, die Angst davor haben, auf Autobahnen zu fahren.
Fallbeispiel
Frau M. kommt zu mir in die Praxis. Sie berichtet, dass ihr Mann einen Verkehrsunfall hatte, den sie als Beifahrerin miterlebte. Ihnen wurde die Vorfahrt genommen. Das Auto meiner Klientin überschlug sich. Alle kamen zum Glück ohne große gesundheitliche Schäden, abgesehen von Prellungen und einem riesigen Schock, davon.
Frau M. wohnt in einer ländlichen Gegend. Die öffentlichen Verkehrsmittel fahren sehr eingeschränkt. Sie ist auf das Auto angewiesen, um zur Arbeit zu kommen, Arztbesuche zu tätigen und einzukaufen.
Seit dem Unfall hat sich Frau M. in kein Auto gesetzt. Sie hatte ihren kompletten Urlaub genommen und sich anschließend krankschreiben lassen, um das Fahren zu vermeiden. Als sie zu mir in die Praxis kommt, ist sie verzweifelt. Sie hat bereits an einen Wohnortwechsel gedacht und daran, ihr Eigentum zu verkaufen, um umziehen zu können.
Ich ließ mir den Unfall in allen Einzelheiten schildern. Dabei fiel mir auf, dass sie den Unfall so präzise und schnell erzählen konnte, dass ich annahm, sie habe das Geschehen bereits viele Male mit denselben Worten von sich gegeben. Meine Vorannahme bestätigte sich. Wie ein Mantra hatte Frau M. das Unfallgeschehen immer wieder heruntergebetet. Ich erklärte ihr, dass sie durch diese Wiederholungen ihre neuronalen Verknüpfungen ständig befeuert.
Ich benutzte folgende Metapher, um Frau M. auf die Hypnose vorzubereiten und sagte zu ihr:
„Stellen Sie sich einen schmalen Weg vor, der vollkommen mit Sträuchern, Disteln und Gras zugewachsen ist. So sah der Weg vor Ihrem Unfall aus. Immer dann, wenn Sie über Ihren Unfall reden, wird der Weg breiter. Stellen Sie sich weiter vor, dass Sie eine Machete in der Hand haben, mit der Sie den Weg freischlagen. Und jedes Mal, wenn Sie den Unfallhergang beschreiben, wird der Weg breiter und größer. Er wird eines Tages so groß wie eine Autobahn werden. Wenn Sie bereit sind, können Sie diesen Weg wieder zuwachsen lassen …“.
Frau M. befand sich zu dem Zeitpunkt ihres Besuches in meiner Praxis in einer Problemtrance. Mein Ziel war es, die Problemtrance aufzulösen und in eine Ressourcentrance umzuwandeln.
Insgesamt benötigten wir 4 Sitzungen, um ihre Angst vor dem Autofahren aufzulösen. Nach der 1. Sitzung hatte sie die Aufgabe von mir erhalten, sich in ihr Auto zu setzen. Dabei spielte es keine Rolle, wo im Auto sie Platz nahm. Sie sollte auf ihre Gefühle achten, ihren Herzschlag, Puls und ihre Atmung wahrnehmen, um mir in der 2. Sitzung davon zu berichten. Frau M. erzählte mir anschließend, dass sie bei der Übung aufgeregt war, aber durch das Beobachten ihres Herzschlages abgelenkt wurde und nicht an den Unfall denken konnte.
Ich bat sie, dass Unfallgeschehen nicht immer wieder zu erzählen und bei Gedankenkreiseln nach oben in den Himmel zu schauen. Das Schauen nach oben hat zur Folge, dass sich die negativen Gefühle nicht halten lassen und sich andere Gedanken einstellen können. Das Gedankenkreiseln konnten wir mit dieser einfachen Übung unterbrechen. In der Hypnose nahm Frau M. Kontakt zu ihren unbewussten Anteilen auf, die Angst vor dem Autofahren hatten und auch zu den Anteilen, die bereit waren, wieder Auto zu fahren. In der Trance konnten wir die durch den Unfall entstandenen Verknüpfungen lösen und durch Ressourcen und gute Gefühle ersetzen.
Die Freude war so groß, dass Frau M. in der 4. Sitzung mit ihrem neuen PKW in meine Praxis kam. Sie saß selbst am Steuer und erzählte mir voller Stolz, dass sie in der letzten Woche mehrere Male allein in der Stadt gefahren war, um sich mit ihren Freunden zu treffen und einkaufen zu gehen.
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